Braucht es für die Audio- / Musikproduktion, zum Komponieren oder Musikmachen einen speziellen Audio-PC oder einen Mac?

 

 

Seitdem es möglich ist, Töne digital aufzunehmen, zu erzeugen und wiederzugeben werde ich immer wieder gefragt, wieso man einen speziell für den musikalischen Prozess einen abgestimmten (eigenständigen) PC oder Mac verwenden soll. (Das gilt auch für Laptops)

Wieso sollte ich zum Aufnehmen und Musik machen einen speziellen Audio-PC oder Mac benutzen?

Genauso wie man eine Gitarre (normalerweise…) nicht als Streichinstrument oder einen Tennis-Schläger nicht als Laubrechen verwendet gibt es in vielerlei Hinsicht Gründe, weshalb man für eine DAW
(Digital Audio Workstation) einen spezifischen PC oder einen Mac für professionelle Musikanwendung und Produktion verwenden sollte – welcher zudem nicht gleichzeitig als Gaming- oder Büromaschine verwendet werden sollte.

Die DAW Hardware (also der PC oder Mac)  zeichnet sich durch folgende Attribute aus:
Sehr hohe Ausfallsicherheit, höchste Störunanfälligkeit, niedrigste Latenzen, äusserst leiser Betrieb, starke Performance, höchste Kompatibilität für die verwendeten (Audio- / DAW- und Plugin-) Programme, stabile und schnelle Konnektivität sowie niedriger Stromverbrauch.

Vor allem die Stabilität, die Latenz und die Störanfälligkeit leidet unter umständen sehr darunter, wenn neben dem Audioprogramm und den Softwareinstrumenten und Samples auch noch andere Programme zum Spielen, fürs Office etc. installiert werden. Alle diese Zusatzprogramme und die verschiedenen Treiber (auch für Drucker etc.) können ein Produktivsystem erheblich beeinflussen.

Solange man dies lediglich als Hobby betreibt, kann man den PC oder Mac auch für andere Aufgaben verwenden (also für Office, Bildbearbeitung, Gaming etc) – man muss sich dann jedoch stets bewusst sein, dass gerade bei Aufnahmen und höherer Systemauslastung Störungen auftreten können und die Latenz unter Umständen erheblich beeinflusst wird.

Für Echtzeit-Audioanwendungen gilt daher bis dato unisono die nachdrückliche Empfehlung, ein Audio Produktivsystem möglichst nur für diesen Zweck zu verwenden – und für alle anderen Aufgaben einen separaten PC / Mac zu verwenden.

 

Wieso ist eine niedrige Latenz wichtig?

          •  Was ist Latenz?
            Als Latenz bezeichnet man die zeitliche Verzögerung zwischen einem Reiz (z.Bsp. ein Tastenanschlag auf dem Piano) und der daraus resultierenden Reaktion (die Tonausgabe über Lautsprecher / Kopfhörer)
          • In Bezug auf Computersysteme heisst das folgendes:
            Latenzzeit ist die Summe von vorübergehenden Verzögerungen, die bei der Verbreitung und Übertragung von Datenpaketen entsteht. Entscheidende Faktoren hierbei sind die Größe der (Daten-)Pakete sowie die Größe der Puffer (Zwischenspeicherung in der CPU / Cache).
            Auch die Wahl des Prozessortyps (AMD, Intel, ARM, Apple M1/M2/M… etc.) und der damit verbindlichen Prozessorplatform spielt dabei eine Rolle!
          • In Bezug auf den Bereich Musik, Musikproduktion und (Home-) Recording bedeutet das:
            Die Latenz kann man als die zeitliche Verzögerung zwischen dem Entstehen eines Sounds und dem Erreichen unserer Ohren zusammenfassen.
            Von grosser Bedeutung ist das dann, wenn der Musiker etwas spielt und das gespielte sofort, unverzögert hören muss. (Beispiel: Einspielen eines Drum-Sounds auf einer Tastatur oder einem Pad zur wiedergegebenen Musik). Durch eine Latenz entsteht dadurch jedoch eine spürbare Verzögerung zwischen dem Moment, in dem der Musiker eine Note spielt, und dem Moment, in dem er die gespielte Note hört, was zu erheblichen Problemen bei der Interpretation und beim Einspielen führt. (Bsp. der Kick einer Drum wird gespielt – die Ausgabe jedoch erfolgt verzögert – ein Taktgenaues einspielen ist nicht mehr möglich). Denn, wer kann schon gut ein Instrument spielen, wenn er es nicht sofort hört?
            Natürlich kann die Latenz vernachlässigt werden, wenn ein akustisches Intrument gespielt und aufgenommen wird (akustische Gitarre, Geige, Klavier, etc.) – da der Musiker sein Instrument ja direkt (ohne Verzögerung) hört.
            Dies geht jedoch nicht, wenn der Klang erst durch eine digitale Audio Workstation (DAW) bearbeit (aufgenommen und „gleichzeitig“ wiedergegeben) werden muss, also die Ein- und Ausgabe auf die Verwendung eines Computers, eines Audio Interface und auf die Wiedergabe des Klangs durch Lautsprecher / Studiomonitore angewiesen ist.

Was denn nun?  Soll ich einen Mac oder einen PC benutzen?

Das kann man pauschal so nicht beantworten:

Aus technischer Sicht gibt es aktuell nur wenige Differenzen zwischen Mac und (Windows-) PCs.
Aufgrund Hardware näherer Programmierung und Optimierung – sowie aufgrund viel weniger Gerätevarianten – ist die Latenz, die Laufruhe sowie die Systemstabilität bei Macs meist etwas besser und stabiler als bei Windows PCs oder Windows-Laptops. Auch für Live- resp. Mobil- Anwendungen ist aus denselben Gründen eher ein Mac zu empfehlen – auch weil diese oft zuverlässiger in einer Live-Umgebung arbeiten.

Wichtiger ist jedoch zuerst die Frage, welche DAW Software verwendet werden soll. Diese bestimmt, welches Betriebssystem (Mac OS oder Windows) verwendet werden soll (Beispiel: Logic Pro X läuft nur auf einem Mac OS).
Viele DAW Programme unterstützen beide Betriebssysteme – und arbeiten zumeist in etwa „gleich“ auf beiden Systemen – auch wenn das arbeiten auf einem Mac oft als etwas „smoother“ empfunden wird.

 

Ruhe bitte!

Auch die Lauf-Ruhe eines PCs oder Laptops (Windows oder Mac) ist gerade in Aufnahmesituationen extrem wichtig.
Bei einer Aufnahme soll schliesslich nicht auch noch der oder die Lüfter der Workstation oder des Laptops mit aufgezeichnet werden.
Mac sind in dieser Hinsicht den PCs gegenüber zumeist klar im Vorteil – weil diese grundsätzlich sehr effizient (Stromsparend) arbeiten und somit weitgehend einen äusserst leisen- resp. „stillen“ Betrieb ermöglichen. (Das MacBook Air beispielsweise arbeitet komplett Lüfterlos)
Windows PCs wirklich leise zu machen benötigt daher neben viel Fachwissen auch entsprechend hochwertige verbaute Komponenten und Systeme.
Bei Laptops sind gerade auch in dieser Hinsicht die meisten Mac Produkte ebenfalls im Vorteil – sprich leiser.

 

Weshalb verwenden wir zumeist Luftkühler und keine  AiO – Wasserkühlungen für DAW und Produktivsysteme?

AiO – Wasserkühlungen für die CPU (Prozessor) sind temperaturtechnisch und visuell eine tolle Sache – und können bei einer Radiatorgrösse von 360mm oder 420mm auch mehr Wärme abführen als die besten Luftkühler – haben jedoch mehrere, entscheidende Nachteile für eine DAW resp. für ein Produktivsystem:

Hier eine kleine Tabelle mit den Pros- und Kontras:
(Die wichtigsten Nachteile für eine DAW sind fett markiert)

Vorteile (AiO vs Luftkühler) Nachteile (AiO vs Luftkühler)
Bessere Kühlleistung durch mehr Oberfläche (ab 280 mm Radiator) Platzbedarf, meist kostspielig,
höhere Ausfallwahrscheinlichkeit!
Pumpe läuft immer
Optik des PC Innenraums Das System verliert mit der Zeit an Wasser!
Der Wasserstand ist meist nicht ersichtlich und kann zumeist auch nicht wieder aufgefüllt werden:
Allenfalls zunehmender Verlust der Kühlleistung bis hin zum möglicherweisen kompletten Ausfall!
Mehr Freiraum rund um den Sockel (Optik) Generell geringere Lebensdauer – regelmässige Überprüfung der Kühlleistung oder ein allfälliger Austausch ab dem 4. Betriebsjahr wird empfohlen.
Viel kleinerer CPU Kühler (Optik) Schlechtere Kühlung der Spannungswandler des Mainboards
  • Zum einen sind AiO Wasserkühler bei schwacher- sowie bei starker Prozessorauslastung meist etwas lauter als Luftkühler – wobei vor allem die Pumpe je nach Montage und Entkopplung allenfalls aus dem allgemeinen Lüfter-„Rauschen“ herausgehört werden kann.
  • Das grösste Problem ist jedoch die Diffusion des Wassers durch die Schläuche und andere Komponenten:
    Zum einen kann der Wasserstand- und Wasserzustand (Algenbildung?) bei einer AiO nicht überprüft werden.
    Des weiteren verliert auch eine eigentlich dichte AiO Wasserkühlung mit der Zeit Wasser durch Diffusion – was allenfalls zu einer abnehmenden Kühlleistung oder im schlimmsten Fall zu einem kompletten Ausfall der Kühlung führen kann.
  • Da aufgrund unterschiedlicher Tests und basierend auf vielen Erfahrungswerten ab etwa 4-5 Jahren mit einer entsprechenden Diffusion (Wasserverlust) gerechnet werden muss, empfiehlt es sich eigentlich, den Wasserverlust spätestens nach 4-5 Jahren wieder zu ersetzen (was zumeist leider nicht möglich – resp. vorgesehen ist) oder allenfalls die bestehende AiO gegen eine neue AiO zu tauschen.

Daher setzen wir für Produktivsysteme (DAW, Media- / Video-Workstations) solange Anforderungs- und Leistungstechnisch möglich auf CPU- Luftkühler für einen jahrelangen, Störungs- und vor allem unterhaltsfreien Betrieb.

Lang andauernde Videoexport- und Rendering-Aufgaben:
Bei High-End Prozessoren von Intel (aktuelle 13. Core i7 / Core i9 Generation) ist vor allem bei diesen Aufgaben aufgrund der thermischen Abwärme (und somit um eine Leistungsdrosselung zu vermeiden) ein AiO Wasserkühler notwendig.

Alternativ bieten sich hier die AMD Ryzen Prozessoren der 7000er Serie an, da diese eine geringere Wärmeentwicklung zeigen und somit wiederum Luftgekühlt betrieben werden können

Soll ich einen AMD- oder Intel- Prozessor verwenden?
Dies lässt sich nicht pauschal beantworten – beide Hersteller haben je nach Aufgabenforderung unterschiedliche Stärken.
Ein guter Anhaltspunkt ist dabei, die Prozessor-Empfehlung des Herstellers der einzusetzenden Software zu beachten – wir beraten Sie jedoch gerne!

 

Warum einen speziellen Audio / DAW PC von Reduco kaufen – wieso nicht von einem Markenhersteller?

Einfache Antwort?
Weil die von DAW PCs von Reduco speziell für den Audio Bereich mit ausgewählten und hochwertigsten Komponenten gefertigt und geprüft werden. Danach werden diese mit dem Windows 11 Pro Betriebssystem eingerichtet und entsprechend für den Audio Einsatz optimiert. Das beginnt bei den BIOS – Einstellungen, über die Lüftereinstellungen bis hin zu den Treiber und Dienste Einstellungen in Windows. Auch Anschlussseitig ist alles für einen Produktivbetrieb ausgelegt (Thunderbolt 4 etc.).
Alles mit dem Ziel, ein äusserst ruhiges, stabiles und ein mit niedrigster möglicher Latenz zu betreibendes Hochleistungssystem als Grundlage für Ihre DAW Software zu schaffen.
Zudem können die Reduco Systeme auf Wunsch zusätzlich mit mehr Arbeits- oder Datenspeicher erweitert werden, mit einem FireWire Anschluss oder anderen Erweiterungskarten (zBsp. Dante PCIe-R Soundcard, Focusrite RedNet PCIe R Card etc.) ausgestattet werden.

 

Erweiterte Antwort?
Markenhersteller bauen solide, gute Systeme – diese sind jedoch nicht für Audio-Echzeitanwendungen spezialisiert sondern für Office-Aufgaben oder allenfalls noch für „Multimedia“ oder fürs Gaming. Oft wechseln (je nach aktueller Preislage für Komponenten) auch die Bauteile des vermeintlich gleichen PCs.
Zudem verwenden die meisten Hersteller (zumindest bei den günstigen bis mittleren PCs) oft auch sehr günstige Bauteile, Netzteile, Lüfter etc. welche nicht für einen Dauereinsatz konzipiert sind. Oft sind zudem Komponenten im Zusammenspiel verbaut die eher dem Marketingzweck – also dem besseren Verkauf – dienen als diese effektive einen Sinn machen.
Es gibt sicher immer wieder mal Systeme, die ebenfalls extrem leise arbeitem und auch akzeptable Latenzen haben – dann fehlt es aber oft wieder an den notwendigen Anschlüssen – resp. Anschlussarten für hochwertige externe Audioanbindungen (langsames LAN, keine Thunderbolt 4 Anschlüsse, nur langsame und geteilte USB-3 / USB-C Anschlüsse… etc.). Zudem bieten diese Systeme zum Teil kaum- oder nur begrenzte Erweiterungsmöglichkeiten.